Blatzheim-Online

Informationen rund um Blatzheim, Bergerhausen, Niederbolheim und Gehöfte

Paul der Fremdgeher

INTRO:

Fremdgeher.

Ihr könnt ihn auch Arschloch, Blödmann oder Vollhonk nennen, wie ihr wollt. Vor einer Woche hat Paul mit mir Schluss gemacht.

Obwohl, stopp, ich muss mich korrigieren. Ich habe Schluss gemacht. Er stand nur ahnungslos in der Küche, den Lippenstift von dieser Lara auf seiner Visage und dumm guckend.

Man könnte sagen, dass ich ein wenig sauer bin. Okay. Vielleicht bin ich ein bisschen mehr sauer, als ich jetzt zugeben würde. Und vielleicht habe ich auch sein Auto mit meinem Autoschlüssel zerkratzt und die Glasscheiben eingeschlagen und dabei laut geschrien....    Zur Artikelansicht mit Fotos und evtl. weiteren Dokumenten

zur Artikelansicht

Eingeliefert

In meiner Karriere als Psychiater hatte ich einige besondere Patienten. Wenn ich allerdings einen hervorheben müsste, dann war es Anna Singer.

Ich halte nichts von Superlativen, dennoch übernimmt Frau Singer einen nicht unwichtigen Teil meiner Karriere. Als Eva in die Anstalt überstellt worden war, in der ich zu damaliger Zeit arbeitete, galt sie als unheilbar. Jedes noch so kleine und unbedeutende Stück Einrichtung in ihrem Zimmer zerstörte sie. Man attestierte ihr eine bipolare affektive Störung, die dazu führte, dass die „normale“ Eva Singer unter einer jähzornigen Frau – einige mögen sagen „Biest“ -, die unfassbarste Kräfte besaß....    Zur Artikelansicht mit Fotos und evtl. weiteren Dokumenten

zur Artikelansicht

Stilles Leben

Ich bin gehörlos zur Welt geboren. Als ich klein war, habe ich mich immer gefragt, warum ich nicht hören kann. Man habe mir Hörgeräte angeboten, die mir aber nicht weiter geholfen haben. Als ich älter wurde, beschloss ich mich, gehörlos zu bleiben. Ich wollte so bleiben, wie ich bin.

Man sollte die Menschen nie auf den ersten Blick verurteilen.

Jeden Abend sitze ich am Fenster. Ich spüre den Wind, sehe die Bäume, sich im Winde wiegend. Der Regen prasselt auf das Dach, ohne zu prasseln. Es donnert, ohne zu donnern. In meinem Kopf ist es still....    Zur Artikelansicht mit Fotos und evtl. weiteren Dokumenten

zur Artikelansicht

Mafia Mädchen

So fing alles an…

In einer kleinen Kneipe am Stadtrand gingen um 1 Uhr morgens die ersten Lichter aus. Saskia wischte die letzten Bierpfützen von den Tischen, spülte die schmutzigen Gläser und rückte die Barhocker in ihre alte Position. Ihr Vater brachte gerade einen alten Stammgast nach Hause, der sich eins übers Durst getrunken hatte. Ihr Vater wäre stolz auf sie gewesen sein. Heute war eine gute Nacht: Die Alten gaben ihr jede Menge Trinkgeld. Das Geld würde sie nachher ihrem Vater geben. Er brauchte jeden Cent, um die kleine Wohnung über der Kneipe zu bezahlen....    Zur Artikelansicht mit Fotos und evtl. weiteren Dokumenten

zur Artikelansicht

Die Musikerin

Nach dem Interview fuhr ich nach Hause. Es war angenehm warm, und der Sonnenuntergang entspannte. Ich ließ das Fenster herunter und schaltete das Radio ein. Ein Lied ging zu Ende, und die Moderatorin kündigte den nächsten Song an. Der Name der Band kam mir bekannt vor. Die Musik ging los. Ein Déjà-vu blitzte in meinen Sinnen auf. Ich hörte genauer hin und musste lachen. Doch das Lachen verging mir schnell, als ich feststellte, warum mir die Band bekannt vorkam, und warum ich das Lied mochte: Es war MEIN Lied! Und die Band, die dieses Lied spielte, war MEINE ALTE BAND!...    Zur Artikelansicht mit Fotos und evtl. weiteren Dokumenten

zur Artikelansicht

Geschützt: Jaina

Eigentlich habe ich gar keine Lust auf eine neue Schule. Aber immer, wenn es irgendwie schwierig wird, zieht meine Familie in ein neues Land, und ich muss an eine neue Schule – in ein neues Leben.

Als mich die Lehrerin der Klasse vorstellte, habe ich die misstrauischen Blicke der Mitschüler bemerkt. Da dachte ich mir, warum muss ich ausgerechnet in diese Klasse kommen? Besonders sympathisch sehen die Leute nicht aus! Ob die etwas gegen mich haben?

Aber mit einem Mädchen habe ich mich direkt verstanden, und wir wurden Freunde…

 

 

Das Mädchen hieß Jaina. Sie war die einzige in der Klasse, die nett zu mir war. Neben ihr fühlte ich mich direkt wohl. Sie hat mir geholfen, hat mir die Schule gezeigt, war immer an meiner Seite. Am Ende des zweiten Tags habe ich Jaina zum Essen eingeladen. Es war nur Burger King, aber immerhin. Besser als nichts. Sie hatte so schöne Augen. Wir haben viel geredet, sind stundenlang beim Burger King geblieben, obwohl wir längst aufgegessen hatten. Jaina erzählte mir total viel über sich. Sie hatte es nicht leicht zu Hause. Ihr Vater schlug sie. Sie war schon ein paar Jahre im Heim gewesen, aber jetzt war sie wieder zu Hause. Ich wollte ihr helfen, aber ich wusste nicht wie. Aber eines Tages würde ich ihr da rausholen, da war ich mir sicher.

 

Ich war total geschockt. Ich war so sauer. Ich konnte mich nicht wehren. Ich steckte meine Kopfhörer in die Ohren und schlug auf eine Tür ein. Das hat wehgetan, aber die Schmerzen fühlten sich gut an.

Dann bin ich abgehauen. Ich wollte nicht mehr diesen drei Idioten begegnen, wollte nicht mehr in der Schule sein, konnte den Blick von Jaina nicht ertragen. Als ich nach Hause kam, wartete mein Bruder auf mich. Und es kam noch schlimmer.

 

 

Ich war gefangen. Gefangen zwischen meiner Liebe für Jaina, meinem Bruder und dieser blöden Kuh aus der Klasse, Evelyn, und ihren zwei Volllappen.

In der Klasse habe ich mich von Jaina weggesetzt. Ich guckte sie nicht mal mehr an. In der Pause habe ich Jaina vermieden. Ich bin ihr aus dem Weg gegangen, weil ich wusste, wenn ich mit ihr rede, wird alles nur noch schlimmer. Ich hatte sie kennen gelernt, die Liebe meines Lebens, und ich konnte nicht mit ihr zusammen sein.

Doch Jaina war stark. Sie ließ nicht los. Sie schrieb mir jeden Tag eine SMS, stand bei mir vor der Haustür, schrieb mir sogar einen Brief. Der Brief war so schön. Wie kann das sein, dass man so ein Glück haben kann, ein Mädchen wie Jaina kennen zu lernen, und trotzdem nicht mit ihr zusammensein zu dürfen? Das ist doch krank.

Also trafen wir uns heimlich. Mein Bruder kriegte davon nichts mit. Evelyn ließ mich in Ruhe. Niemand wusste, dass Jaina und ich zusammen waren. In der Schule waren wir wie Fremde, als hätten wir nie irgendetwas miteinander zu tun, und jeden Tag nach der Schule trafen wir uns in einem alten Bootshaus, das Jainas Onkel gehörte.

Es war eine schöne Zeit, aber sie konnte nicht für immer so weitergehen.

 

 

logo-2

zur Artikelansicht

Geschützt: Das gestohlene Tagebuch

Mein Tagebuch ist mein bester Freund. In meinem Tagebuch steht alles über mich, jedes Geheimnis, jedes Erlebnis. Zum Beispiel letzte Woche. Da ist meine Familie umgezogen, und ich ging mit meiner Cousine auf ein Straßenfest, wo ich einen Jungen kennen lernte. Ich wusste zwar nicht, wie er hieß, aber ich fand ihn toll. Er war süß, er war nett. Keine Ahnung, wie er mich fand. Ich hoffe, dass ich ihn eines Tages wieder sehe. Vielleicht werde ich hier doch neue Freunde machen.

Die Begegnung mit ihm stand auch in meinem Tagebuch. Alles stand drin! Und dann passierte das Schrecklichste, was ich mir vorstellen könnte: Ausgerechnet auf dem Weg zu meiner neuen Schule wurde meine Tasche geklaut – und mein Tagebuch war da drin!

Was ist, wenn jemand meine Geheimnisse liest?

 

 

Der Junge, der mir zur Hilfe kam, war ausgerechnet der Junge, den ich auf dem Straßenfest kennen gelernt hatte. Und er war sogar in meiner neuen Klasse! Er hieß Mike. In der Pause sagte er mir, dass ich zur Polizei gehen sollte. Er kannte die Drei, die meine Tasche geklaut hatten, aber ich hatte Angst vor ihnen. Ich bin an einem neuen Ort, an einer neuen Schule, und dann habe ich direkt drei Feinde, ohne irgendetwas gemacht zu haben. Wenn ich sie anzeige, werden sie mich hassen. Sie werden mich fertig machen. Sie sind zu dritt. Ich bin allein.

Mir war alles schwarz im Kopf. Ich konnte an nichts denken. Wie peinlich! Wenn die Drei mein Tagebuch lesen, dann bin ich erledigt.

Mike war sauer auf mich, als ich ihm sagte, dass ich lieber nichts machen wollte. Ich habe geweint. Ein Mädchen aus meiner neuen Klasse sah mich dabei. Sie sprach mich an. Ich erzählte ihr, warum ich weinte. Sie war voll nett zu mir. Sie hieß Georgia. Sie hatte auch etwas Schlimmes erlebt. Sie erzählte mir davon, und kurz habe ich gedacht, dass ich doch zur Polizei gehen sollte.

 

Georgia erzählte mir, dass die drei Ronny, Chantal und B-Boy hießen. Sie waren schon immer zusammen, sagte Georgia. Sie hatten sie eine Weile gemobbt, waren gemein zu Georgia, weil sie nett war. Wie verrückt ist das! Jemanden zu mobben, weil sie nett ist! Die Welt ist krank. Nur weil Georgia freundlich war, hat sie immer eine drauf bekommen. Aber Georgia hat Hilfe geholt. Die Lehrer, die Schulleitung, die Drei hatten keine Chance. Nur noch ein falscher Schritt und sie würden von der Schule fliegen, meinte Georgia. Als sie mir das erzählte, wusste ich, dass ich es schaffen würde.

Ich wollte meine Tasche zurück!

 

 

Ich dachte, damit wäre alles vorbei, aber als ich nach Hause kam und in meine Tasche guckte, fand ich das Tagebuch nicht. Mir lief der Schweiß über die Stirn. Mein Tagebuch war weg! Ronny hatte es behalten. Deswegen hatte er so gegrinst, als er mir die Tasche gab!

Was hatten sie bloß damit vor?

– Ende –

logo-2

zur Artikelansicht

Geschützt: Der Neue

Ich kann es nur so beschreiben: Es war Liebe auf dem ersten Blick. Ich erinnere mich ganz genau an dem Tag, als unser Lehrer Murat zum ersten Mal der Klasse vorstellte. Es war ein ganz normaler Schultag. Max und Luis laberten wie immer, redeten Unsinn. Ich zeichnete ein Bild. Das machte ich immer in der Klasse. Zeichnen war für mich wie eine Flucht. Wenn ich zeichnete, musste ich nicht mehr an mein Leben denken. Ich musste nicht an meine rassistischen Eltern denken, meine Geschwister. Ich dachte an nichts.

Aber dann kam Murat. Wie ein stiller Tornado. Er sagte nichts. Er konnte nichts sagen. Er sprach unsere Sprache nicht. Aber ich verstand ihn.


Ich lernte Murat über die nächste Zeit kennen. Ich half ihm in der Schule, sprach immer Deutsch mit ihm, obwohl alles zuerst über Hände und Füße ging. Ich zeichnete für ihn. Er konnte meine Bilder verstehen, und er lernte schnell.

Wir trafen uns auch außerhalb der Schule. Murat malte ein Eis auf und ein Fragezeichen dazu. „Willst du ein Eis essen?“, war die Frage. Eindeutig. Ich nickte. Ich schrieb meine Straße auf, gab ihm die Hausnummer, und wir trafen uns. Wir gingen spazieren, aßen ein Eis, redeten nicht viel, aber es war trotzdem schön.

Am nächsten Tag kam Murat nicht in die Schule. Unser Lehrer meldete sich beim Flüchtlingsheim, aber sie hatten ihn auch nicht gesehen. Auch am nächsten Tag kam er nicht. Und am dritten Tag auch nicht. Langsam machte ich mir Sorgen…


Bilal war mein bester Freund. Ich kannte ihn schon seit dem Kindergarten. Er war noch nie bei mir zu Hause gewesen. Nicht mit meinen Eltern. Aber ich konnte mich immer auf ihn verlassen.

Bilal und Murat mochten sich auch. Manchmal kam es mir vor, dass Bilal sogar ein bisschen eifersüchtig auf Murat war. Aber als ich ihn fragte, ob er mir helfen konnte, Murat zu finden, war er sofort bereit.

Max und Luis, die zwei Labertaschen aus der Schule, hatten eine Menge Mist in der Vergangenheit gemachte. Schlägerei. Erpressung. Ladendiebstahl. Das einzige, was sie noch nicht gemacht hatten, waren Drogen. Und ich war mir sicher, dass sie dahinter steckten.


Wir fanden Murat geknebelt und gefesselt. Er hatte drei Tage nichts außer Wasser getrunken. Kein Essen, kaum Schlaf. Aber es ging ihm gut. Max erzählte mir später, dass sie ihm nur eine Lektion erteilen wollten, dass er abhauen sollte und nie wieder zur Schule kommen sollte. Luis wollte etwas von mir. Deswegen haben sie es gemacht.

Murat hat bei der Polizei eine Anzeige erstattet. Bilal und ich waren Augenzeugen. Und Max und Luis, sie flogen von der Schule. Keine Ahnung, was sie heute noch machen, aber ich und Murat, wir sind jetzt zusammen. Und es ist schön.

– Ende –

logo-2

zur Artikelansicht

Geschützt: Ella will nicht in die Schule

Ella war neun Monate nicht in der Schule. Sie wollte einfach nicht. Schule war langweilig. Die Lehrer waren doof. Alles war scheiße. Ella wollte nur ihren Spaß haben. Aber einer war dagegen: Ihr älterer Bruder.

Er hieß Alex und er war siebzehn. Man kannte Alex im Ort, weil er dauernd ausrastete. Vor allem wenn er Ella mit einem Jungen sah. Dann war er sofort auf hundertachtzig. Ella hatte Angst vor ihm.

Doch es gab auch einen Jungen, der Ella mochte. Er wollte, dass es ihr gut geht. Er ging mit ihr auf die Schule. Ella wusste es nicht, aber er war in sie verliebt. Zu verliebt. Und Ella war blind. Sie hatte es nicht bemerkt.

Jason, so hieß der Junge, wollte Ella helfen. Er wollte, dass sie wieder in die Schule geht…

 

Jason war hartnäckig. Er gab nie auf. Immer wieder sprach er Ella darauf an. Sie solle in die Schule kommen. Sie solle an ihre Zukunft denken. Sie solle auch an sich glauben.

„Was nutzt es, wenn nur ich an dich glaube?“, sagte er ihr. „Du musst an dich selbst glauben.“

Und so beschloss Ella, doch wieder in die Schule zu gehen. Auch wenn es ihr nicht gefiel. Aber es war auch ihre Chance, von ihrem Bruder wegzukommen.

Doch ihr Bruder folgte ihr überall.

 

Jason merkte erst viel später, dass sein Geld und Handy weg waren. Zuerst dachte er, dass er seine Sachen vielleicht verloren hätte, aber das konnte nicht sein. Sein Handy hatte er immer bei sich. Mit Geld ging er immer gut um. Ein Kumpel rief sein Handy an, aber es klingelt ins Leere. Er wäre niemals auf die Idee gekommen, dass Alex dahinter stecken konnte. Alex war nicht mal in seiner Klasse.

Es war nicht das erste Mal, dass Alex etwas geklaut hatte. Immer wieder brachte er Sachen nach Hause, gab sie Ella, teilte alles mit ihr…

Ella konnte es nicht stehen lassen. Es war ungerecht, dass ihr Bruder die Sachen von Jason geklaut hatte. Sie traf sich mit ihm und sagte ihm, er solle die Sachen zurückgeben, doch Alex lachte sie aus. Sie stritten sich. Alex schlug sie ins Gesicht, bis ihr die Tränen flossen.

„Du gehst nicht mehr zur Schule“, sagte er. „Wenn du wieder zur Schule gehst, dann schlage ich Jason nieder, kapiert? Ich mache ihn fertig. Und du bist dann schuld!“

Doch bevor Ella ihr altes Leben wieder anfing – ein Leben ohne Schule -, wollte sie ein letztes Mal mit Jason sprechen…

 

logo-2

 

zur Artikelansicht